Beinahe schon etabliert: Behandlung mit Stammzellen nach Herzinfarkten

Noch werden Stammzellen als Standardbehandlung in erster Linie dann eingesetzt, wenn das blutbildende System wiederhergestellt werden muss, wie beispielsweise bei Leukämien oder auch Anämien, also bei einem Mangel an bestimmten Blutzellen. Auch bei der Behandlung von anderen Krebserkrankungen kommen Stammzellen zur Anwendung. Die medizinische Forschung setzt vielfältige Hoffnungen in die vitalen Alleskönner aus dem Organismus. Schon längst sind dabei Volkskrankheiten wie die des Herz- und Kreislaufsystems ins Visier der Stammzellforschung gerückt.

Im Fall des Herzinfarkts ist de Forschung dabei schon sehr weit, auch wenn die Behandlung bisher nur im Rahmen von wissenschaftlichen Studien erfolgt. Erst im Februar dieses Jahres wurde in London eine große Studie gestartet, an der in den kommenden fünf Jahren 3.000 Herzinfarktpatienten aus zehn europäischen Ländern teilnehmen. Die Patienten sollen zum einen mit einem Stent versorgt werden, der das verengte, für den Infarkt verantwortliche Gefäß weitet. Das ist eine der etablierten Behandlungsmethoden nach einem Herzinfarkt. Zusätzlich werden ihnen eigene Stammzellen in den Herzmuskel gespritzt. Damit, so hoffen die Forscher, soll die Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt um 25 Prozent gesenkt werden.

„Nach der Behandlung mit Stammzellen wird das Herz zwar nicht mehr so schlagen wie vor dem Herzinfarkt, aber dem Herzen geht es danach deutlich besser als ohne diese Kur“, berichtet  Dr. Marion Bartel, die bei Vita 34 unter anderem beobachtet, welche Studien sich weltweit mit Stammzelltherapien befassen. Vita 34 ist die größte, private Nabelschnurblutbank in Deutschland mit über 100.000 Einlagerungen.

Die kleineren Studien im Vorfeld dieses groß angelegten Versuchs stimmen optimistisch. Seit 2001 untersuchen Rostocker Wissenschaftler an der Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie, einem der Vorreiterinstitute auf diesem Gebiet, wie sich Stammzellen nach einem Herzinfarkt auf das Gewebe auswirken. Bei einem Herzinfarkt werden durch eine verstopfte Arterie oder Ablagerungen im Herzen dessen Muskelzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und sterben dadurch ab. Weil die Zellen nur schwer zu erneuern sind, ist die Funktion des Herzens, sofern der Patient den Anfall überlebt, auf Dauer eingeschränkt. Die Rostocker Patienten, die nach diesem dramatischen Geschehen einen Bypass benötigten, erhielten bei der Operation außerdem eine Injektion mit ihren eigenen Stammzellen in den Herzmuskel. Dabei zeichnete sich ab, dass das Gewebe bei diesen Patienten offenbar weniger vernarbte und später besser durchblutet wurde als bei Patienten, die nur einen Bypass erhalten hatten.

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